"2145 - Die Verfolgten" von Katherina Ushachov.

Alesandras Tod hatte ihn mehr aus der Bann geworfen als er dachte. Das auch sie ihn belogen hat, das machte wütend. War das der Grund warum letzten Endes die Rebellen ihn überrascht hatten?
Er hatte keine Möglichkeit sich zu wehren, als mehrere Mutanten sein Büro stürmten und ihn auf den Boden warfen. Schmerzhaft wurde dabei seine Nase gegen die Fliesen gedrückt und er sah sein eigenes Blut, dass rote Muster auf einst weißen Fliesen hinterließ. Seine Hände wurden nach hinten gebogen und er spürte wie mindestens eine Schulter ausgekugelt wurde. Ein Stöhnen verließ seine Lippen, doch es interessierte keinen.
"Wir haben ihn! Wir haben Riu Gorden!", schrie einer der Mutanten und schoben ihn weiter nach vorne den Gang entlang. Riu hielt seinen Kopf gesenkt, starte weiter auf die roten Tropfen die immer wieder seine Nase verließen und seine Lippen besudelten. Um ihn herum herrschte das pure Chaos, seine Soldaten hatten schon längst aufgegeben und manche lagen mit glasigen Augen in den Ecken. Immer wieder mussten sie über Leichen steigen, bis sie schließlich am Balkon ankamen.
"Wir haben euren Führer! Ergebt euch!", wurden die Rufe laut und er blinzelte in die Sonne. Die Stadt war zerstört, Gebäude eingefallen und weinende Menschen die nach jemanden in den Trümmern suchten. Keiner beachtete wie ihn schließlich einer packte und zurück ins Innere zog.
"Du wirst es bereuen auf die Welt gekommen zu sein!", zischte jemand in sein Ohr und schmiss ihn dann in den dunklen Keller.
Riu dachte an die letzten Ereignisse, Alesandra hat Fabi gefunden, doch nun würde er sie nicht wiedersehen, er glaube er würde garnichts mehr wieder sehen. Warum hatten sie ihn überhaupt am Leben gelassen? Die Tage und Nächte zogen sich dahin, immer wieder kam jemand runter um ihn zu befragen, die meisten seiner Finger waren schon gebrochen. Mindestens drei Zähne rausgeschlagen und an der einen Hand waren Bradflecken von Zigaretten zu sehen. Egal ob er schwieg oder sprach, am Ende wurde ihm körperliches Leid angetan.
Gerade war wieder einer dieser "Gespräche" vorbei und er merkte das ihm wohl eine oder mehrere Rippen gebrochen wurden. Ausserdem hatte er seine Blase nicht mehr unter Kontrolle und spürte nun wie sich diese entleerte. Ein fürchterlicher Gestank war um ihn herum und er hoffte das es bald vorbei war.
Erneut wurde die Tür aufgemacht und er sah sich zwei Jugendlichen gegenüber.
"Schaue ihn dir an", sagte der Mann und deutete auf ihn. "Glaubst du wirklich es stimmt was in der SMS steht?", Riu verstand nicht, was die zwei von ihm wollten, die abschätzigen Blicke kannte er aber mittlerweile zu genüge.
"Es muss stimmen, Mutter hatte extra dafür gesorgt das wir diese Timersms kriegen, ganz sicher Avi er ist es!", das Mädchen verzog ihre Nase und starrte ihn angewidert an.
"Dann soll er es mit einigen Augen sehen!", der Junge der wohl Avi hieß, nahm einen Eimer kaltes Wasser und schüttelte ihm diesen über den Kopf.
"Mitkommen!", befahl er und sicherte ihn nochmal mit Handschellen.
"Riu Gorden, wird mit uns das Lager besuchen!", sagte er an den Soldaten der vor seiner Kammer stand, der der mit besonderer Hingabe ihn quälte. Den Namen wusste er immer noch nicht, doch schon alleine von dem Blick zuckte er zusammen.
Die Fahrt verlief schweigsam und er fragte sich langsam, wer diese beiden waren das man ihnen einfach so erlaubte ihn mitzunehmen. Endlich blieb das Auto stehen und die drei stiegen aus, vor ihnen war ein Lager mit eisernem Tor, als er diesen betrat roch er sofort den Tod und die damit einhergehende Verwesung.
Die Jugendlichen nahmen ihn in die Mitte und zogen in zu den Bahren, wo viele Tote lagen.
"Das ist alleine deine Schuld!", zischte das Mädchen und schubst ihn weiter vor. Er stolperte und landete auf den Knien vor einer Bahre.
Diese stand etwas abseits und war mit Blumen überhäuft. Riu hob seine Augen und sah den Körper einer Frau, die einst eisblauen Augen starrten leer in den Himmel und der Regen der einsetzte tropfte auf ihr Gesicht. Beinah sah es so aus als ob sie weinte.
"Fabi!", flüsterte er leise und beugte sich zu ihr vor. Sein Herz zeriss es fasst und er atmete schnappend ein und aus, so als ob er auch ihre Lunge wieder mit Luft füllen konnte.
Es waren Minuten vergangen, als man ihn schließlich packte und zurück brachte.
Diese Folter war schimmer als jede andere.
"Du hast unsere Mutter auf dem Gewissen!", das Mädchen schaute ihn vernichtend an.
"Ihr zwei?", fragte er mit rauer Stimme und errinert sich an den Brief den sie ihm geschrieben habt. "Ihr seid meine....", weiter kam er nicht, daß Mädchen drehte sich um und ging.
"Wir werden nie anerkennen, wer du für uns bist!", sagte der Junge und ging ebenfalls.
Riu starrte auf die Tür, seine Kinder, seine Fabi, er hatte alles verloren.
"Deine Hinrichtung ist morgen!", sagte ihm eine junge Frau, ein paar Tage später und reichte ihm das letzte Mahl. Riu hatte mit seinem Leben bereits abgeschlossen. Als er auf den vollen Platz gebracht wurde, suchten seine Augen die Menge ab. Da standen sie Avi und das Mädchen, dessen Namen er nicht mal kannte. Seine Vergehen wurden vorgelesen und er auf eine Stuhl gedrückt. Ein Gift wurde ihm in den Arm injiziert und er spürte wie sein Körper anfing zu glühen. Mit den Augen versuchte er die Kinder um Verzeihung zu bitten, doch das letzte was er von ihnen sah, waren die ihm zugewandten Rücken.
Das Atmen viel ihm immer schwerer und seine festgebundenen Hände zuckten zu dem Hals. Schaum bildete sich in seinem Mund, bis er schließlich keine Luft mehr bekam und die Welt in Dunkelheit versank.
"Verzeiht mir doch!", der letzte Gedanke den keiner mehr hörte.