Thomas (so stellte sich meine neue Bekanntschaft vor) und ich betraten die Eingangshalle unseres Ziels. Das Erwachsenenbildungswerk für Zauberei. Es hätte aber genauso die Unibib oder das Büro meines Psychologieprofessors sein können. Nachdem wir den bunten und verrückten Drachenmarkt hinter uns gelassen hatten und das Gebäude betreten hatte, erinnerte kaum noch etwas an Zauberei. Typischer Berliner Altbau. Keine Bilder, viel Holz und Stein. Und ein einsames Blatt Papier, das uns mit einem Handgeschriebenen Pfeil den Weg wies.
Er führte uns in ein Klassenzimmer, in dem sich schon einige Menschen versammelt hatten und unsicher auf ihren Stühlen saßen. Sie waren alle mein Alter, höchstens ein oder zwei Jahre älter. Und das kurioseste: er waren nur Kerle. Keine einzige Dudeene weit und breit. "Wo sind die Mädels?", Auch Thomas hatte das Fehlen weiblicher Lebewesen bemerkt. Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf den nächstgelegenen Platz. Wie selbstverständlich setzte sich Thomas neben mich. Ich schob das Longboard unter meinem Tisch mit den Füßen hin und her und klopfte mit den Knöcheln auf dem Tisch herum. Mussten wir etwa noch lange warten?
Tatsächlich hätte ich meine LeNews in der Zeit schneiden können, in der Zeit, die wir noch warten mussten. Irgendwann bequemte sich dann doch jemand zu uns. "Ich heiße euch alle im Namen der magischen Gemeinschaft willkommen." Ein kleiner Kerl, vermutlich noch kleiner als Mr.Trashpack und halb so breit, stellte seinen Aktenkoffer auf dem Tisch ab und hob den Zauberstab. Sofort erschien auf der Tafel der Name "Mers". Das war also der Typ, der für die Vogelscheisse in Roberts Wohnzimmer verantwortlich war. "Wir vom Erwachsenenbildungswerk für Zauberei haben uns vor allem der Bildung von Muggelstämmigen Zauberern verschrieben. Bevor es uns gab, war Durmstrang für die Ausbildung der deutschen Zauberschüler verantwortlich. Natürlich konnte man auch für andere Schulen, wie zum Beispiel Beaxbatons oder Hogwarts Gastschulanträge stellen, doch das Problem für Muggelstämmige war, das sie oftmals nicht von ihrer Zauberkraft wussten und so nie in die magische Gemeinschaft eingefügt wurden." "Und für muggelstämmige Hexen ist Bildung nicht so wichtig, oder was? Oder warum sind hier keine Frauen?" "Das ist in der Tat eine gute Frage." Herr Mers wippte vor uns zurück, als hätte er genau darauf gewartet. "Die Ausbildung von Hexen übernimmt seit jeher Rabenstein in Süddeutschland. Rabenstein war schon immer toleranter als Durmstrang und hat Hexen unabhängig von ihrer Herkunft aufgenommen. Das erklärt hier die niedrige Frauenquote. Jedoch bieten wir seit einigen Jahren auch berufsbildende Kurse und Fortbildungen an. Den ihr, als Durmstrangerstklassjahrgänge 96,97 und 98 seit die letzten Anfängerklassen, die wir betreuen. Nach dem zweiten großen Zaubererkrieg hat auch Durmstrang beschlossen muggelstämmige Schüler aufzunehmen. Das war der Zeitpunkt, an dem ich ausstieg. Es wurden Stundenpläne verteilt, über das zu kaufende Zubehör diskutiert, und wo man sich das anschaffen konnte (Ersthaft? Es gab eine Zaubererabteilung im KaDeWe?). Wenn Thomas nicht alles mitgeschrieben hätte, wäre ich aufgeschmissen gewesen. Es war kurz vor Mitternacht, als ich wieder raus auf den Alexanderplatz trat. Robert pennte unter dem Baum, aber als ich ihn wachrüttelte war er wieder hellwach und wollte alles wissen. "Klar gehen wir einkaufen im KaDeWe." "Robert, du kannst da eh nicht rein." "Egal. Kann ich danach wenigstens einen Haul machen?" "Von mir aus." Memo an mich: vorher die Speicherkarte aus Roberts Kamera nehmen und dort verstecken, wo er nicht hinkommt. In der DVD-Hülle von der "Bettwurst" vielleicht.