Es herrschte Stille. Totenstille. Die Blicke wendeten sich von Mandragoras zu Myjana, die auf ihrem Stuhl saß und nicht wusste, wo sie hinsehen sollte. "Schau nur, deine Mum", Agylyala deutete auf den Oberdruidentisch. Arebe saß starr am Tisch. Das Gesicht weiß wie Schnee starrte sie mit weit aufgerissenen Augen auf die Tischdecke und krallte sich mit den Fingern in diese, als würde sie gleich umkippen. Rhica-Yehja räusperte sich: "Mandragoras, du weißt schon, das solche Aktionen vorher in der Oberdruidenkonferenz besprochen werden müssen?" "Im Codex zur Wahrung des Schutzes..." "Steht, dass ein Rashyde oder Druide zu einer Sondermission ausgesandt werden darf, sollte ein Zauberer oder Muggelkrieg die Existenz der Globalen Druidengemeinschaft bedrohen. Und jetzt erkläre mir, wenn das bei Voldemort der Fall ist, warum wir so eine Sondermission nicht schon bei Grindelwald ausgerufen haben. Es leben in Mittel -und Osteuropa wesentlich mehr Druiden, als in Großbritannien.", warf Sieglinde ein. "Ich finde auch, das Arebe da auch ein Wörtchen mitzureden hat, als Mutter. Schließlich kann sie am besten die Gefährlichkeit der Mission einschätzen.", Anil strich sich über seinen Bart. "Myjana ist viel zu jung. Arebe war schon achtzehn, Myjana ist noch nicht einmal fünfzehn. Wie soll sie das schaffen?" "Wie soll sie das schaffen, wenn schon dein Bruder versagt hat?" "Arebe sag doch auch mal was", Doch Arebe saß einfach nur starr auf ihrem Stuhl. "Mein Bruder hat nicht versagt", Mandragoras hob abwehrend die Arme. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sein Plan in der Luft zerrissen wurde. "Wenn hier einer versagt hat, dann ist es Arebe. Wenn sie sich mehr konzentriert hätte, hätte sie den dunklen Lord schon damals ein für alle Mal besiegen können. Stattdessen hat sie sich lieber von Todessern schwängern lassen." Wie auf Kommando zogen alle Druiden die Luft ein. Arebe stand auf, ihr Gesicht immer noch starr. Ohne ein Wort zu sagen dissapparierte sie. Und am Oberdruidentisch trat die Hölle los.
Arebe landete in ihrer Küche. Obwohl das Abendessen im freien stattgefunden hatte, war ihr die Luft zu stickig geworden. Sie atmete ein und atmete aus. Ihr Herz schlug wie verrückt. Warum hatte sie das nicht kommen sehen? Sie hatte Mandragoras nie die Ergebnisse ihrer Spionagearbeit mitgeteilt. Nach ihrem Rashyd war der Tod von Peter Pettigrew Mandragoras viel wichtiger gewesen. Und als sich die Wogen zwischen Wog und Mandragoras geglättet hatten, hatte es niemanden interessiert. Warum auch? Niemand dachte, dass der dunkle Lord jemals zurückkehren würde. Mandragoras hatte Recht. Sie hatte sich zu sehr ablenken lassen. Sie war jung, unerfahren und er war immer so lieb und zärtlich gewesen. Und warum ist sie überhaupt mit einem Kerl ins Bett gestiegen, dessen richtigen Namen sie nicht einmal gekannt hatte? Peter Pettigrew. Sie hatte damals nach dem ersten Mal nicht noch einmal nachgefragt. Schließlich hatte er auch nicht ihren richtigen Namen gewusst. Sie hatte geglaubt, dass sie ihren richtigen Namen sagen konnte, wenn alles vorbei wäre. Und dann wäre er sicherlich auch seinen verraten. Alles war schiefgelaufen. Alles war ihre Schuld. Geben Sie sich doch nicht die Schuld an allem, klang die freundliche Stimme von Albus Dumbledore in ihrem Kopf. Albus war so viel freundlicher und verständnisvoller als sein Bruder. Doch jetzt war er tot, getötet unter mysteriösen Umständen. Wer der Mörder war, darin waren sich die Medien nicht einig. Einige meinten es wäre ein Lehrer gewesen, andere beschuldigten Harry Potter. Arebe kam es vor, als wäre sie selbst es gewesen. Sie kramte in ihrer Tasche herum und holte den Brief heraus, den ihr Lhyreja gegeben hatte. "Von einem komischen Engländer.", hatte sie gesagt. "Hat nichts gekauft und ist gleich danach abgehauen." Sie hatte ihn schon oft gelesen und konnte ihn schon auswendig, doch sie musste ihn immer und immer lesen. "Liebe Flora, ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst, aber ich bin Anoquey. Habe vor ein paar Monaten erfahren, dass du noch lebst. Ich habe mich hier zu der Adresse aufgemacht, die du mir gegeben hast, doch du warst nicht da. Ich wollte nur sagen, dass ich dich immer noch liebe und dich gerne wiedersehen möchte. Ich werde mich zu unserem alten Meister aufmachen und hoffe, dass ich dich dort wiedersehen kann. Alles Liebe Peter Pettigrew." Arebe musste ihre Tränen unterdrücken. Das Papier war verblichen durch das viele Lesen, doch dieses kleine Stück Papier hatte sie schon so oft getröstet, aber auch so viel Kummer bereitet. Verdammt, die Welt war noch so viel einfacher, als sie geglaubt hatte, er wäre tot. Sie hörte wie im Erdgeschoss die Tür aufging. Sie hörte die Stimme von Myjana und von Rhica-Yehja. Sie hatten sie also gefunden. Gleich würde sie wieder Vorwürfe hören, weshalb sie so eine Rabenmutter war und ihre Tochter nicht wie ein Löwe verteidigte habe. Warum sie nichts gemacht hatte, als Mandragoras sie in dieses Himmelfahrtskommando schickte. Schnell versteckte sie den Brief. Starrte aus dem Fenster, als die Tür zur Küche aufgerissen wurde. "Das ist eine Ungeheuerlichkeit. Mandragoras glaubt wohl, das er als Oberster Druide machen könnte was er wollte. Für was haben wir sonst eine Oberdruidenkonferenz? Alles für die Gemeinschaft! Pah! Soll er doch selber seinen Arsch aus seinem Kloster schwingen und die Sachen mit seinem Bruder klären, anstatt uns wie Marionetten herumzuschicken. Ich hätte ihn ja schon längst aus seinem Amt gewählt, aber es will ja kein Schwein seinen Job machen. Typisch.", Rhica stemmte die Hände in die Hüften. "Arebe die Sache ist Wasserdicht. Allein Myjana oder du bestimmst wo Myjana ihr Auslandsjahr verbringen wird. Da kann kein uralter Codex dagegenhalten. Ich...", "Danke Rhica. Ich würde mich gerne mit meiner Tochter unterhalten. Alleine." "Wie du meinst", schnaufte Rhica. "Aber lass dir von unserem Ober-Diktator nur keine Schuldgefühle einreden. Nur weil man nicht sofort Ergebnisse gesehen hat, heißt es nicht, dass alles umsonst war." Sie warf die Tür hinter sich zu. Arebe hörte, wie sich Myjana auf einen Stuhl setzte und tief ausatmete.