"Was soll das, Myjana? Was ist los?", er versuchte sich aus ihrer Umarmung zu lösen. Doch sie konnte mit dem strahlen einfach nicht aufhören. Es war schon fast gruselig. "Komm mit", sie sprang auf und zerrte an seinem Arm. "Wohin?" "Du wirst schon sejen.", sie zerrte weiter an seinem Arm und zwang ihm zum Aufstehen. "Das geht nicht. Das Haus ist bewacht. Es liegen Schutzflüche darauf. Es kann niemand raus oder rein...", Doch Myjana hatte ihn schon fest gepackt und die Farben verschwommen vor seinen Augen. Als alles wieder scharf wurde, stellte er fest, dass sie in einer menschenleeren Gasse standen. "...apparieren. Wo sind wir hier?" Es war bereits dunkel und es leuchteten nur noch die Straßenlaternen und die Lichter aus den Wohnungen über den Geschäften. Peter sah sich um und erkannte, dass er hier schon einmal gewesen war. Rue de Glace. "Nein Myjana, lass uns lieber wieder zurückgehen." "Nein, du kommst jetzt mit. Ich muss dir was zeigen." Sie zerrte ihn in Richtung Apotheke. "Nein... was ist, wenn die anderen rausfinden, dass wir weg sind? Die werden uns töten." Myjana schien ihn nicht zu hören. Sie war in ihrer Euphorie nicht mehr zu bremsen. Was hatte nur ihre Stimmung so geändert?" Sie stand vor der Haustüre neben der Apotheke und wühlte in ihrer Tasche. Dann schloss sie die Tür auf und zerrte ihn mit hinein. "Maman", schrie sie und ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung. "Je lui trouvais. Je lui trouvais." Er hörte, wie über ihren Köpfen im ersten Stock etwas Hartes auf den Boden fiel. Dann hörte er Fußgetrappel. Es kam die Treppe herunter. Und sein Herz blieb stehen. Es war Flora. "Anoquey!" Sie sprang die letzten Stufen hinunter und fiel ihm um den Hals. Es war ein Traum, redete er sich ein. Ein sich wirklich echt anfühlender Traum. Er knallte rückwärts gegen die Wand. "Ups...", Flora grinste verlegen. Er zog sie an sich und küsste sie. Es fühlte sich an, als wäre sie nie weg gewesen. Als wäre es jener Abend vor siebzehn Jahren, wo er für sie gekocht hatte. Wo sie Fluchtpläne geschmiedet hatten. Sie roch noch genauso gut, wie an jenem Abend. Er fuhr ihr durch das Haar. Es war wesentlich kürzer und dünner, er konnte auch schon vereinzelte graue Haare sehen. Sie hatte weichere Haut und weiblichere Formen. Sie lösten sich voneinander und Flora strahle ihn an. Sie nahm ihn an beiden Händen und führte ihn die Treppe nach oben in eine kleine Küche, die aussah, als würde nicht zum Kochen sondern eher zur Trankherstellung genutzt werden. "Setz disch." Flora atmete tief durch. "Wills du etwas trinken? Tee? Wasser? Kaffee?" "Einen Schnaps", hätte er am liebsten geantwortet, doch er beschränkte sich auf einen Tee. Flora werkelte herum, bis zwei dampfende Tassen Tee vor ihr standen. Die Küchentür öffnete sich. Myjana spitzte herein und plapperte irgendetwas in einer fremden Sprache zu Flora. Sie nickt. "Ivet. Yiho sen." Myjana ging. "War das drudonisch? Was hat sie gesagt?" "Sie sagt, sie geht wieder zurück, damit wir uns in Ruhe unter´alten können. Sie ´olt disch später wieder ab." "Sie bereitet für den dunklen Lord einen Trank zu." Flora nahm einen tiefen Schluck aus ihrer Tasse. "Isch weiß", sie holte Luft. "Isch ´abe dir damals versprochen, das isch disch alles erklären werde. Das will isch jetzt tun." Peter strich über ihre Hand. Was immer sie zu erzählen hatte, würde ihn nicht mehr schocken, redete er sich ein. "Das wischtigste zuerst." Sie sah ihm in die Augen und machte eine Pause. "Mein Name ist nischt Flora Jardin. In Wirklischkeit ´eiße isch Arebe. Arebe Briconara." Bei Peter klingelte etwas. Doch gleichzeitig ließ ihn das das Blut in den Adern gefrieren. "Heißt das... heißt das... Myjana ist... deine Tochter?" Er sah sich in der Küche um, versuchte ein Bild von einem Mann zu erhaschen. Arebe lächelte. "Sie ist unsere Tochter."